Im Reha-Zentrum Bad Waldsee wurde der Akustikputz vor über zwanzig Jahren an die Decke gespritzt. Es war Zeit für eine Auffrischung. Doch der Betrieb durfte nicht unterbrochen werden. Die Renovierungsarbeiten konnten nur außerhalb der Öffnungszeiten durchgeführt werden. Deshalb mussten Stuckateurmeister Markus Domnowski und seine Mitarbeiter Nachtschichten einlegen.
Es ist 21 Uhr – in einer städtischen Rehakliniken im Oberschwäbischen Bad Waldsee – etwa 40 km nördlich des Bodensees. Mitte Februar ist es um diese Uhrzeit schon längst dunkel. Stuckateurmeister Domnowski wartet aber lieber noch ein Weilchen, bis er die Förderpumpe einschaltet. In der Cafeteria sitzen noch Gäste und noch längst haben nicht alle Besucher das Thermalbad verlassen. Die Therme schließt erst um 22 Uhr. Erst wenn Ruhe eingekehrt ist, kann Domnowski die vorhandene Akustikdecke neu beschichten und damit wieder auffrischen.
1200 Quadratmeter Decken renovieren
Lange Gänge erschließen die Räume für die Krankengymnastik oder Moorbäder. Wer dort mit Bademantel zur Erholung unterwegs ist, erwartet auch eine angemessene Temperierung und eine beruhigende Atmosphäre. Die Raumakustik sollte einem Gesundheitstempel angemessen sein. Ein Akustikputz an den Decken sorgt dafür.
Für die Arbeiten wurden fünf Wochen veranschlagt – von Mitte Januar bis Mitte Februar 2019. In den ersten vier Wochen wurde an vier Tagen, besser gesagt in vier Nächten gearbeitet. Arbeitsbeginn war am späten Abend. Feierabend war dann oft erst in den frühen Morgenstunden. Da zusätzlich noch weitere Flächen in der Therme zu renovieren waren, kam in der fünften Woche noch ein weiterer Tag hinzu.
Aufwendiges Abkleben
Teilweise wurde in zwei Schichten gearbeitet: Zuerst wurden die Gerüste erstellt und Abklebearbeiten durchgeführt. Mit einer Einhausung der aktuellen Arbeitsbereiche wurde verhindert, dass Schmutz und Putzpartikel zu Belästigungen im Klinikbereich führen. So wurden insgesamt über 3500 Quadratmeter abgeklebt. Damit nahmen diese Arbeiten um ein Vielfaches mehr Zeit in Anspruch als die eigentliche folgende Renovierung. Hierzu wurde auf den Alt-Akustikputz zwei neue Schichten aufgetragen. Dabei konnte Domnowski auf das ursprüngliche Material auf Silikatbasis zurückgreifen.
Angesichts der zeitintensiven Baustellenvorbereitung trafen die Stuckateure Vorkehrung für den Ausfall der Putzmaschine. Für den Fall des Falles stand immer ein Ersatzgerät bereit. Die Arbeit an der Sprühdrüse erforderte viel Erfahrung, da fast nur blind und nach Gefühl gespritzt werden konnte. Diese Aufgabe übernahm Fabian Domnowski, Stuckateurmeister und Sohn des Firmeninhabers.
Teilweise mussten auch Platten neu verputzt werden, wenn dahinter in der Installationsebene Leitungen instand gesetzt werden mussten. Hier war wichtig, dass die neuen Strukturen zu den alten passten. Im Gebäude ist das Element Wasser allgegenwärtig – angefangen bei den Moor- und Kneipbädern und anderen therapeutischen Anwendungen bis hin zur Sauna- und Wellnesslandschaft. Entsprechend herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit. Dies hat Auswirkung auf den Trockungsprozess, auch wenn Putz auf Silikatbasis zum Einsatz kam, der im Vergleich zu anderen Materialien schneller anzieht und abtrocknet. Ein Ventilator sorgte hier für den Luftaustausch in den eingehausten Arbeitsbereichen.
Planmäßig nach fünf Wochen waren die Arbeiten abgeschlossen. Die Absprachen mit den Technikern des Reha-Zentrums haben funktioniert und alles lief reibungslos vonstatten.
Artikelauszug aus der Fachzeitschrift ausbau+fassade, Mai 2019, Seite 30 bis 34: Geisterstunde im Gesundheitstempel